Tag 1 - Wunschdenken
Es wird Zeit die
Spezies der sich Lieder wünschenden Besucher einer Party oder eines Clubs näher
zu durchleuchten :
Erst einmal gilt grundsätzlich als Tip: je höflicher,
freundlicher
und netter ihr seid desto größer ist die Chance, dass euer Wunsch erfüllt wird.
Ein hingebrülltes „Hip-Hop“, ist nicht wirklich der ideale Weg zum Ziel und „das
ist doch alles scheiße was da läuft, mach doch mal Lied „***“…“ wäre auch nicht
gerade diplomatisch. Auch durch mehrmaliges Nachfragen bis hin zu fünfminütigen
Erinnerungsritualen an der DJ-Box erreicht man bei mir eher das Gegenteil.
Als „Wünscher“ sollte man wissen, dass Vorschläge erst (wenn überhaupt) gespielt werden, wenn sie wirklich passen und man deshalb Geduld braucht und dem DJ überlassen muss wann er sie auflegt (wenn man sich in der Housemusic-Phase einen Slow-Jam wünscht, dann geht das nicht sofort…) und ob er sie überhaupt spielt (Robbie Williams wurde sich auf einer Hip-Hop-Jam gewünscht, wahre Begebenheit).
Die Wünsche
aufzuschreiben ist ein guter Weg, im Durchschnitt würde man pro Abend an die 100
Song-Vorschläge zugerufen bekommen und sich dann noch darauf zu konzentrieren
aufzulegen, welchen Song man spielt und die Übergänge hinzukriegen ist hart...
und dann soll man noch nebenbei die Dom Perignon-Flaschen ordern und sich um die
tausenden von Groupies kümmern und…und…und...
Hat man die Sachen schriftlich vor sich liegen kann man ab und zu einen Blick
drauf werfen und den einen oder anderen Wunsch erfüllen, ohne sie in den
nächsten Minuten zu vergessen. Seid ihr zu faul zum schreiben, ist der DJ zu
faul das Lied aufzulegen… ;-)
Es gibt einige
Zusätze die die Leute zu ihren Musikwünschen hinzufügen die jetzt mal von mir
erläutert werden müssen:
|
1. |
„Spiel das
mal bitte sofort, ich und meine Freundin müssen in fünf Minuten gehen!“ Das ist traurig, dann werde ich mal sofort zu meinen Plattenkisten rennen um den Song schnell aufzulegen bevor die gerade laufende Platte zu ende ist… |
| 2. | „Spiel mal
bitte Lied ***“, meine Antwort: „das lief doch gerade vor 10 Minuten!“
„Oh da waren wir noch gar nicht da – SPIEL MAL NOCH MAL!“ Jetzt stellt euch mal vor ich würde für jeden Club-Gast der neu reinkommt oder mal kurz an der Tankstelle zum Bierholen war den Hit noch mal wiederholen…und immer und immer wieder. Zumindest müsste ich nicht mehr so viele Platten schleppen. |
| 3. | „Spiel mal
das Lied ***, die Leute wollen das alle hören und würden voll abgehen!“ Wie gut das mir manche Menschen meinen Job erleichtern und Umfragen starten… |
| 4. | „Wann
spielst du denn das?“ Warte mal kurz, ich guck mal in meinem Laptop…das ist genau um 2:34 Uhr soweit und wird um 2:37 wieder ausgeblendet… Hallo? Machen DJ´s Zeitpläne??? Okay, bei manchen könnte man es sich denken, aber generell legt man spontan auf und stellt sich auf die Menschen ein. |
| 5. | “Spiel mal
das Lied *** für meine(n) Freund(in), der/die hat heute Geburtstag.“ Grundsätzlich in den meisten Fällen ein billiger Trick um die Chance zu erhöhen sein Lied gespielt zu bekommen. Eine gute Variante ist es sich den Ausweis zeigen zu lassen. Tja ,und wer den DJ anlügt wird nicht belohnt… |
An dieser Stelle
noch mal zu den Geburtstagen und den Wünschen dazu: Bei mehreren Geburtstagen
genau um 0 Uhr verschiedene Lieder zu spielen, geht technisch gar nicht und
einem Geburtstagskind übers Mikro zu gratulieren ist okay wenn der DJ das macht.
Aber noch 10 Namen der Gratulanten durch zu sagen ist zuviel des Guten…
In manchen europäischen Staaten ist es Brauch dem DJ für jeden Wunsch Cash in
die Hand zu drücken, teilweise setzen die Staatsmänner diesen Brauch auch in
unseren Ländern weiter fort und ganz ehrlich – ich find ihn ganz okay! Mein
persönlicher Rekord liegt bei 100 Euro, und dafür das ich für 4 Minuten ein Lied
spiele und zur Konsequenz die nächsten 20 Tage täglich Pizza essen gehen könnte,
damit kann ich leben. Aber auch hier gilt – irgendwo gibt es Grenzen (ich meine
musikalisch) und für 2 Euro schmeiß ich nicht Scooter rauf (okay, in dem Fall
auch nicht für 100). Übrigens sollte ein guter DJ selbst nach einem nicht so
gelungenen Lied die Tanzfläche wieder vollkriegen können.
Noch zwei Tipps für euch :
1. NICHT SINGEN!!!
2. Selbst wenn ihr nicht genau wisst wie Interpret oder Song geschrieben wird,
Hauptsache der DJ weiß ungefähr was gemeint ist.
Trotzdem kommen
bei den Wunschzetteln einige Meisterwerke raus die ich hier ausgewählt unbedingt
aufzählen muss (ich weiß, dass es gemein ist, aber wer von denen geht schon auf
djguess.de?) :
| • | Jedgen Magu (gemeint war Jagged Edge) |
| • | Mothot Men (ist klar, oder?) |
| • | „Ensony“ von LL Cool J (was für ein Lied soll das sein, und vor allem was für ein Wort???) |
| • | „Zeniurita“ von Puff Readea („Senorita“ von Puff Daddy) |
| • | “Anide Girl Part 2” (Anide klingt doch mehr wie ein orientalischer Frauenname…) |
| • | „Bas Bas“ von Das Bo (das Lied heißt „Türlich,Türlich“ und das Bass mit einem Doppel-s hätte ich auch gelten lassen) |
| • | „Sogo Make My Lose My Mind“ von DMX (unglaublich, aber wahr – hier wurde sich “Party Up” gewünscht) |
| • | Es ist 1. April – Sagt mal über Mikrophon das die Mutter von Peter Gilardoni angerufen hat. Er soll zum Ausgang kommen (tolle Variante eines Aprilscherzes) |
| • | WC? (auch ein toller Zettel, oder?!) |
| • | Ascher „Hol Hap“ (mein absoluter Favorit = Usher mit „Caught Up“) |
Zum Abschluss
noch ein legendärer Wunsch von einem grauen alten Herren mit Baskenmütze, Brille
und Bart im Farout :
Er: „You speak English?“
Ich: „Sure, what can I do for you?“
Er: “AC/DC?!” und geht weg.
Um diesen Wunsch zu verstehen muss man ein wahres Sprachgenie sein…
In diesem Sinne, bis zum nächsten mal…DJ Guess
DJ erfüllt Musikwünsche...